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Wann es Zeit für ein Upgrade ist und wann nicht
Das richtige Gespür dafür entwickeln, ob und wann Auto, Haus, Job & Co. verbessert werden sollen

Das Leben in den 30ern fühlt sich so an, als ob man in fast allen Lebensbereichen „Upgrades“ anstehen. Als technikaffiner Mann ist mir dieser Begriff sehr vertraut – ein Upgrade bedeutet technisch gesehen häufig so etwas wie schnellerer Prozessor, mehr Speicherplatz, bessere Grafik usw. Seit ich etwa Ende 20 wurde scheint es mir, als ob sich auch außerhalb der IT-Welt immer mehr Upgrades aufdrängen: mehr Wohnraum, bequemes Auto statt Bahnstress, Siebträgerkaffee statt Filterplörre, Fine Dining statt Fastfood, Hotel oder AirBnB statt Hostel oder Zelt mit Isomatte. A propos Schlafunterlage: Das Lied „1,40m“ vom Rapper Prinz Pi benutzt die Breite eines Bettes als Bild dafür, wie wenig ein Paar am Anfang braucht und wie sehr die steigenden Ansprüche und Freiräume zu mehr Rissen führen:

In unsrer besten Zeit
Da war’n wir immer zu zweit
Und das Bett, das wir teil’n, war nur dein, war nur mein
Das war 1, 40m breit

Das war die beste ZeitKein Zentimeter für StreitDer Horizont ist zwar weit und andre Betten sind weichDoch was wir haben, das reichtDenn 1, 40m reicht, denn 1, 40m reicht, denn 1, 40m reicht

Steh’n vor den Betten im Laden, du sagst: „Wir brauchen mehr Platz“
Der wird dann am Telefon für das Rauschen gemacht
140 Zentimeter, unser Rechteck von Licht
Wenn die Matratze breiter wird, dann wächst der Riss, der es bricht (Link zur Liedpassage)

Luise und ich haben tatsächlich immer noch ein 1,40m-Bett; nicht unbedingt aus Studentenlebennostalgie, sondern weil es uns bisher, wie Prinz Pi so oft wiederholt, reicht: „Doch was wir haben, das reicht“. Doch wie lange reicht etwas und wann reicht etwas nicht mehr? Uns ist klar: beim nächsten Umzug steht auch ein neues Bett an, denn mit Kindern ist mehr Platz schon ganz praktisch. Der Platzbedarf rechtfertigt das Upgrade.

Mit den Bedarfen ist das aber so eine Sache. Was bedarf ich wirklich? Wo rede ich mir einen Bedarf ein, der eigentlich nur durch Werbung suggeriert wurde? Wo entsteht ein Bedarf nur aus scheinbarer Selbstverständlichkeit, die die soziokulturelle Umgebung suggeriert: Wenn alle meine Freunde 1,80er-Betten haben, warum nicht wir auch? Wenn alle feinen Kaffee trinken, brauchen wir dann nicht auch entsprechende Gerätschaften zu Hause? Wenn Paulus sagt, „Wenn wir aber Nahrung und Kleidung haben, so wollen wir uns daran genügen lassen.” (1. Tim 6,8), habe ich dann trotzdem noch Anspruch auf einen Pool oder Weber-Grill im Garten?

Ich glaube diese Fragen pauschal zu beantworten, wird der Lebens- und Menschenkomplexität nicht gerecht. Daher will ich mit jeweils zwei Geschichten aus jüngster Vergangenheit illustrieren, wo Upgrades vorgenommen wurden und wo nicht:

🚗 Auto: Leben nicht unnötig schwer machen

Im Februar haben Luise und ich tatsächlich unser erstes eigenes Auto gekauft. Ich habe mit 34 Jahren zum ersten Mal Autos verglichen, hab mich durch Vergleichsportale gekämpft, Freunde nach Einschätzungen gefragt, zugeschlagen und den Bürokratiekram beim Straßenverkehrsamt erledigt. Warum das alles? Ein Leben ohne Auto mit Kind in einer Kleinstadt im ländlichen Raum ist zwar theoretisch möglich, aber beschwerlich, unpraktisch und fast auch etwas unsozial. Denn wenn jeder Besuch von Familie & Freunden außerhalb des Radradius‘ zu einem Kraftakt wird und man Babyzeug, Buggy usw. überall mühevoll mitschleppen muss, dann wird man fast zwangsläufig weniger Besuche wagen und machen.

Ich bin zwar nach wie vor überzeugter Radfahrer und erledige auch fast alle Kurzstrecken mit Rad und nehme Silas auch gerne im Anhänger mit, aber unser Leben besteht nun mal nicht mehr nur aus Kurzstrecken. In Münster war das autolose Leben dank guter Anbindung, kurzer Wege und Kinderlosigkeit noch kein Problem, in Minden ging es anfangs auch noch ganz gut ohne, aber mit zunehmender Zeit merkte ich, dass wir unser Leben unnötig verkomplizierten und dass man bei der Mobilität weder zu dogmatisch noch zu geizig sein sollte. Wenn „Genügsamkeit“ oder „Minimalismus“ dazu führen, dass selbst einfachste Aufgaben oder Aktivitäten zu einem unnötigen Kraftakt werden und man dadurch auch so manche Chance verpasst, Menschen zu sehen oder ein Segen zu sein, dann sind diese heeren Ziele fehlgeleitet.

Nach dem ersten eigenen Autokauf

Luise und ich haben diese Investition bewusst getätigt, weil wir beide das Gefühl hatten, dass es jetzt dran ist und der Bedarf reell ist. Wir haben trotzdem keine Unsummen ausgegeben und sind sehr dankbar für unseren schicken (gebrauchten) Skoda Fabia Combi, der uns schon ruhige und sichere Fahrten ermöglicht hat und den wir auch, nachdem wir selber über die Jahre punktuell immer mal wieder Wagen von Freunden geliehen hatten, schon ein paar Mal verleihen konnten. Das führt mich auch gleich zum nächsten Punkt…

☕️ Kaffee: Upgrades nicht nur für mich

Eines schönen Nachmittags machten wir eine Radtour zu einer befreundeten Familie und wurden nach Ankunft gefragt, ob wir einen Kaffee, Latte Macchiato, Cappucino oder Flat White haben wollten. Das klang alles ganz verführerisch, aber ich wusste, dass ich um 17 Uhr besser wenig Koffein zu mir nehmen sollte, sonst bin ich nachts oft unfreiwillig länger wach. Daraufhin wurde mir gesagt, all das ginge auch entkoffeiniert. Den Vollautomaten, aus dem mein leckerer decaf-Latte kurze Zeit später kam, hatte die Familie bewusst angeschafft, um Gästen und auch größeren Gästegruppen eine Freude zu machen. Sie hatten auch überlegt, sich eine Siebträgermaschine anzuschaffen, aber da dort der Kaffeeprozess recht lange dauert und sich dies beim Hosten von Gruppen läppert, haben sie bewusst einen größeren Vollautomaten angeschafft – ironischerweise trinkt die Gastgeberin selbst nur einfachen schwarzen Kaffee, aber ihr ging es nicht um sich selbst, sondern primär um die Gäste. Dabei haben sie nicht nur Familie und Freunde im Blick: Für Postboten, Paketzusteller und Nachbarn haben sie stets To-Go-Becher bereit, um jemand eine gute Kaffeespezialität auf den Weg mitgeben zu können. Im Sommer ist der Kühlschrank voll mit Fassbrausen & Co.. für spontane Besucher.

Der Vollautomat hat über 1000 Euro gekostet, kommt aber bei der gastfreundlichen Familie viel zum Einsatz. Beim ‚Upgrade‘ seiner Lebensumstände und der Haushaltsgeräte ist es durchaus sinnvoll, nicht nur darauf zu schauen, ob ich selber etwas brauche und will, sondern ob durch das Upgrade das Segnen, Dienen oder Berherbergen leichter wird. Ob ein größeres Haus vielleicht sinnvoll ist nicht nur, um noch mehr Platz für Zeug zu haben, sondern um z.B. durch ein Gästezimmer oder Gästebad Rückzugsräume für müde Weggefährten und Wanderer zu schaffen. Das wiederum führt uns zum Thema…

🏡 Wohnraum: Kosten überschlagen und Möglichkeiten nutzen

Das Thema Wohnraum ist eine der kniffligsten Angelegenheiten und lebenspraktischen Fragen, denn kaum etwas frisst so viel Zeit, Geld und Herzblut wie der Ort, wo man lebt. Gleichzeitig ist er eben das: der Ort, wo man lebt, wo man schläft, isst, Zeit verbringt; der schön, groß genug und gleichzeitig bezahlbar sein soll. Ich kenne viele Menschen, die jahrelang auf Haus- oder Wohnungssuche sind und wenn sie was gefunden haben, wird monatelang renoviert, eingerichtet, verfeinert und natürlich (ab)bezahlt. Wir wohnen seit unserem Umzug nach Minden in einer 80qm-Wohnung und fühlen uns auch ganz wohl hier. Doch mit wachsender Familie stellt sich die ‚Upgrade‘-Frage zunehmend mehr. Wir haben uns ein paar Häuser angeschaut, doch die meisten davon waren große DIY-Projekte, für deren Aufbereitung wir gerade keine Kapazität haben bzw. aufbringen wollten.

Im März wurde uns dann über Kontakte eine sehr schicke große 150qm-Wohnung mit 6 Zimmern, großem Garten, netter Nachbarschaft und vorzüglicher Lage angeboten. Alles schien perfekt, Luise erfreute sich an dem schönen Dielenboden des Altbaus und der Magnolie im Garten. Ich empfand die Hausgemeinschaft als reizvoll, für Mindener Verhältnisse wirkten die Hausbewohner ziemlich kulturaffin, alternativ und international: Künstler, Australier, Lehrer und Journalisten wohnten im Haus und einige davon machten uns gleich einen Willkommensdrink und unterhielten sich nett mit uns über ihre Biographien, die Mindener Gastro, ihre Sehnsucht nach Berlin oder anderen schönen Lebensstationen. Ein Hauch von „savoir-vivre“ wehte durch den Mindener Garten und wir hatten die Chance, ihn zu ergreifen.

Und doch hatte Luise am nächsten Tag das Gefühl, dass die Wohnung noch nicht dran ist.  Ja, sie war groß und bietet mehr Platz, aber sie wirkte auch ein paar Nummern zu groß. Die Familie, die vorher dadrin wohnte, hat 3 Kinder, wir nur ein kleines Baby. Es fühlte sich leicht dekadent an, so viele Zimmer zu mieten, die man eigentlich gar nicht braucht und dafür fast 800 Euro mehr Miete zu bezahlen. Meine Schwester schrieb mir zwar als wohlgemeinten Ratschlag „Man kann nie genug Platz haben“, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich dieser Aussage zustimme. Klar, man kann Platz immer nutzen – Hobbyraum, Kinderzimmer, Gästezimmer, Abstellraum usw. Und doch stellt sich die Frage, braucht man das alles wirklich – wie viel davon ist genuin eine Hilfe, wie viel generiert Wohlstandsballast? Mehr Wohnraum bedeutet nicht nur mehr Miete/Abschlag und dadurch auch mehr Anspruch, möglichst viel zu arbeiten und weniger Elternzeit zu nehmen, sondern auch mehr Putzen, Pflege und Sorge. Jeder der 6 Räume hätte eingerichtet werden müssen, hätte uns angefragt: „Macht was mit mir“. Und obwohl die Hausgemeinschaft freundlich und reizvoll war und die Wohnung viel Pinterest-Potential hat, haben wir uns gefragt: „Sind wir das? Werden wir das?“ Es geht nicht um eine Bewertung oder gar Verurteilung von Lebensstilen, sondern eher um eine Passung. Ich sage manchmal zu Luise halb scherzhaft-halb ernsthaft, dass ich im Grunde ein ziemlich schlichter Mensch bin und gerade im Äußeren kein besonders ästhetisches Feingespür habe. In eine besonders große und schicke Wohnung in einem gewissermaßen anspruchsvollen Haus hätte ich mindestens hineinwachsen müssen.

Dennoch taten wir uns mit der Entscheidung schwer, weil wir so ein Angebot nicht verstreichen lassen wollten und wir dachten, vielleicht ist es ja ein Wink Gottes, so ein Angebot auf dem Silbertablett serviert zu bekommen. Aber wir haben (nicht nur die finanziellen) Kosten überschlagen und uns erstmal dagegen entschieden. In 3-4 Jahren wäre die Wohnung wahrscheinlich praktisch und schön gewesen, jetzt war sie uns eine Nummer zu groß und wer weiß wie sich bis dahin die Verhältnisse geändert haben und ob sich bis dahin nicht auch andere Optionen anbieten.

Stattdessen haben wir uns entschieden, aus der aktuellen Wohnung noch mehr rauszuholen: wir haben die Zimmer umgestellt, ein Kinderzimmer eingerichtet, unnötiges Zeug weggeschmissen und die neuen Balkonnachbarn eingeladen. Manchmal erwischt uns die Wehmut ob die größere Wohnung nicht doch gut gewesen wäre, aber wenn wir uns dann ehrlich fragen: „Vermissen wir eigentlich etwas?“ Die Antwort ist immer: Nein, so gut wie nichts.  Silas ist meistens bei uns im Wohnzimmer und krabbelt uns fleißig hinterher. Für Gäste ist gerade immer genug Platz. Manchmal muss man kreativ werden, sich absprechen wer wo hingeht und zwischendurch auch mal öfters rausgehen; zum Spielplatz, in den botanischen Garten oder an die Weser. Meistens tut das auch ziemlich gut. Wir haben gelernt, nicht zu schnell zum „nächsten Level“ upzugraden, sondern erstmal das nutzen und gestalten, was wir schon haben. Oft geht da mehr, als man denkt.

💼 Jobverantwortung: Treu sein im Kleinen

Vor einiger Zeit wurde mir eine Funktionsstelle innerhalb der Schule nahegelegt. Die Aufgaben klangen reizvoll und so bewarb ich mich, machte einen Unterrichtsbesuch und führte mehrere Gespräche mit der Leitung. Während des Prozesses war ich immer wieder im Gespräch mit Luise, ob die Stelle zu mir passt, ob ich die zusätzliche Verantwortung schultern kann und was der Zeitaufwand für unser kleines Familiensystem bedeuten würde. Ich dachte zunächst, das wird schon alles klappen, doch ich wurde eines besseren belehrt. Eine schmerzhafte aber hilfreiche Lektion diesbezüglich war eine Krankheit, die mich während des Bewerbungsprozess heimsuchte. Ich bekam viele blaue Flecken, blutete mehr, wurde müde und ging schließlich Anfang April zum Hausarzt, der einen Bluttest machte und mich kurze Zeit später recht panisch anrief und mich ins Krankenhaus schickte. Bei mir wurden weniger als 1000 Thrombozyten festgestellt, normal sind mindestens 150.000.  Nach einiger Aufregung und Unsicherheit wurde eine seltene Immunkrankheit namens ITP festgestellt, eine Gott sei Dank weitaus harmlosere Ursache als die anderen Alternativen, die mir zunächst vorgestellt wurden. Seitdem habe ich diverse Medikamente bekommen und muss mich jede Woche einem Bluttest unterziehen, der in einem Zentrum durchgeführt wird, welches der Onkologie zugeordnet wird. All das – die Plötzlichkeit der Krankheit kurz nach meinem 35. Geburtstag, die gezwungene Auszeit im Krankenhaus, die Behandlung in einer Krebsstation – hat mich mit meiner Endlichkeit und Begrenztheit konfrontiert; etwas, was ich mir oft nicht zugestehen wollte.

Infusion im Krankenhauscafé

Zwar bin ich weiterhin funktionstüchtig, gehe zur Arbeit und besuche Menschen, trotzdem erschien mir diese ganze Episode als eine Art Warnung, sich nicht zu übernehmen und sein Leben gut zu priorisieren. Auch abgesehen von der Krankheit war mein Leben schon ziemlich voll mit „Zeugs“ und es schien sich rückblickend ein wenig zuzuspitzen mit einem Übermaß an Aufgaben, Besuchen und dergleichen. In meiner Schule war ich in diversen Projekten und Arbeitsgruppen aktiv – Englisch-Fachschaft, Digitalisierung, neues Drittfach Wirtschaft-Politik usw.. Zudem probiere ich mich auch außerhalb des Unterrichts auf Lehrerplattformen mit Arbeitsmaterialaustausch und App-Programmierung etwas aus. Viele dieser Projekte laufen zwar schon ganz gut, sind aber noch nicht da, wo ich sie haben will. Zudem merke ich, dass allein schon der Faktor Kind nochmal gehörig etwas an der Zeitplanung ändert. Will man ein präsenter und zugewandter Vater sein, geht zwangsläufig schon einiges an Zeit drauf fürs Spielen, Wickeln, Essen, Ausflugmachen usw.. Zeit, die ich gerne investiere, die man sich aber auch bewusst nehmen muss. Eine neue größere Aufgabe wie die der Funktionsstelle hätte zwangsläufig einiges an Zeit mit meinem Sohn und meiner Frau weggenommen und auch die anderen unvollendeten schulischen und privaten Projekte und Aufgaben wären vermutlich nicht wirklich vorangekommen.

Durch diese Geschichte habe ich gelernt, meine Begrenztheit zu akzeptieren und mit ihr statt gegen sie zu leben. Erst kurz vorher hatte ich passend ein Buch mit dem treffenden Titel „You’re Only Human: How Your Limits Reflect God’s Design and Why That’s Good News“ gelesen und sehe das rückblickend als eine Art Vorbereitung dafür, nicht jede Gelegenheit wahrzunehmen und auch mal zurückzustecken und zu reduzieren. In der Sprache dieses Artikels gesagt: nicht jedes Upgrade sollte durchgeführt werden, nur weil ich es „kann“ oder weil es gerade angeboten wird. Stattdessen habe ich mir ähnlich wie bei der Wohnung nach der Absage gedacht: „Ich will jetzt erstmal ganz bewusst an den Dingen arbeiten, die sowieso schon laufen, bevor ich Neues anfange.“ Ich hatte z.B. zunehmend ein Unbehagen im Bereich Digitalisierung (die Stoff für einen anderen Artikel sind) und dachte, da müssen wir jetzt voran kommen und Probleme angehen, was ich seitdem verstärkt tue. Jesus sagte einmal, dass wir „Im Kleinen treu sein sollen“ (Lk 16,10) und allzu oft merke ich, dass ich und vielleicht auch andere – gerade Männer -,  das Kleine gerne überspringen und sich zu Größerem berufen fühlen. Wenn wir nicht ehrlich zu uns selbst und unserer Begrenztheit sind und manchmal auch schmerzhafte Einschnitte im Job oder bei den Hobbies machen, dann wird das mit der vielgewünschten Familienzeit und geteilten Sorgearbeit nichts. Auch andere außerfamiliäre Beziehungen und das Engagement in Gemeinde, Nachbarschaft & Co. leiden darunter, wenn jedes berufliche Upgrade unreflektiert und scheinbar gezwungenermaßen mitgenommen oder erzwungen wird.

Das Niederschreiben der vier Beispiele hat mir selbst noch mal vor Augen geführt, dass ‚Upgrades‘ jeglicher Art – im Beruf, in der Technik, im Haushalt – sich idealerweise organisch und ganzheitlich entwickeln. Wenn wir uns genug Zeit nehmen, ein Gespür fürs Timing, für die eigenen Ressourcen und für die Motivanalyse zu entwickeln und das auch – an Christen gerichtet – ernsthaft im Gebet erwägen (und nicht nur um Segen für bereits beschlossene Beförderungen oder Käufe bitten), dann wird meistens klar, ob ein ‚Upgrade‘ zu diesem Zeitpunkt sinnvoll ist oder nicht. Hilfreich ist dabei, einen klaren Wertekompass zu haben, in dem z.B. Beziehungen eine höhere Prio haben als Materielles, in der (analog zu Prinz Pis Lied) die Partnerschaft wichtiger ist als die Perfektion des Bettes. Eine community um sich zu haben, die ähnliches anstrebt, ist dabei sehr förderlich, sonst kommt man sich in dieser kapitalistisch-materialistischen Ordnung schnell wie ein Alien vor und schwimmt im Zweifelsfall im Fluss des scheinbaren Upgradezwang mit. Schwierig wird es, wenn wir gedrängt werden von uns selbst oder unserem Umfeld und wenn Habsucht, Materialismus, Statusdenken und ähnliche Motive uns antreiben, jetzt unbedingt dieses oder jenes haben und erreichen zu wollen. Ich glaube die besten Upgrades sind die, die wir gar nicht selber anstreben und durchführen, sondern die quasi einfach „geschehen“. Ein Ratschlag Jesu zur Sitzplatzwahl bei einer Hochzeit verdeutlich dies:

Wenn du von jemand zur Hochzeit eingeladen bist, so setze dich nicht auf den obersten Platz, damit nicht etwa ein Vornehmerer als du von ihm eingeladen ist, und nun der, der dich und ihn eingeladen hat, kommt und zu dir sagt: Mache diesem Platz! — und du dann beschämt den letzten Platz einnehmen musst. 10 Sondern wenn du eingeladen bist, so geh hin und setze dich auf den letzten Platz, damit der, welcher dich eingeladen hat, wenn er kommt, zu dir spricht: Freund, rücke hinauf! Dann wirst du Ehre haben vor denen, die mit dir zu Tisch sitzen. 11 Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden. – Lukas 14,8-11

Ganz so einfach ist es in unser komplexen Welt leider nicht, denn manchmal müssen wir auch selbst aktiv handeln und etwas kaufen oder uns bewerben. Upgrades geschehen nicht immer ohne eigene Initiative. Aber mein Wunsch und mein Gebet ist es, dass der Motor dieser Initiative mit Liebe und Demut angetrieben ist.

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