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Meine sieben widersprüchlichen Corona-Gefühle

Photo by Tengyart on Unsplash

Ich weiß manchmal nicht, was ich beim Thema Corona fühlen soll. Dieser Satz mag seltsam klingen, da Gefühle doch „natürlich“ entstehen sollten und man sich nicht entscheidet, was man wann fühlt. Als eher verkopfter Mensch habe ich aber schon den Eindruck, dass wir nicht schutzlos unseren Gefühlen ausgeliefert sind und grobe Richtungen vorgeben können. Manchmal stehen mehrere „Gefühlsrichtungennebeneinander, ganz besonders in dieser Zeit.

Die ganze Corona-Tragödie löst bei mir und vielen meiner Mitmenschen die unterschiedlichsten Gefühle aus:

Entsetzen, Entspanntheit, Enttäuschung. Viele Gefühle überlagen sich bei der Corona-Krise und stehen erstmal widersprüchlich nebeneinander.

Nüchtern betrachtet jedoch ist dieses Gefühlsgestrick leicht zu erklären. Es hängt von der Perspektive ab, welche Emotion bei mir ausgelöst wird. Schaue ich nach Südeuropa, bin ich entsetzt. Lebe ich meinen neuen Alltag im beschaulichen Münster, bin ich entspannt. Schaue ich in in die Zukunft, kann mir Angst und Bange werden. Schreiben meine Schüler ein Padlet voll, bin ich begeistert. Blicke ich auf meine Mitmenschen, will ich was tun.

Die naheliegende Konsequenz wäre nun, die „richtige“ Perspektive zu wählen, damit sich die richtigen Gefühle einstellen. Aber welche Sichtweisen und Emotionen sind in solchen Zeiten schon „richtig“? Ich möchte mir mein Entsetzen erhalten, ich möchte das Leid der Menschen nicht ausblenden, es soll mich ins Handeln und ins Gebet treiben. Gleichzeitig möchte ich die entspannenden Möglichkeiten der Kontaktsperre bewusst als Chance nutzen und auch ein begeisterter Lehrer für meine Schüler sein.

Dieses Nebeneinander von so vielen Gefühlen ist eigentlich kein Spezifikum der Corona-Krise, nur wird es hier besonders deutlich. Eigentlich sind wir jeden Tag von Leid umgeben, stehen in der Spannung von Angst und Hoffnung oder versuchen, Enthusiasmus statt Enttäuschung aufzubringen.

Vielleicht ist es die Komplexität der modernen Welt und der menschlichen Existenz, mit der wir ein Leben lang zu kämpfen haben. Ich wünsche mir, dass Jesus mir und uns hilft, zur richtigen Zeit die richtige Perspektive zu wählen, die Gefühle zuzulassen, die gerade angebracht und hilfreich sind, und manchmal auch nur ihr Nebeneinander auszuhalten.

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