„Und, wie war dein 2019 so?“ 

„Ja öh um ganz gut, glaube ich. Und stressig. Was war eigentlich noch mal alles? Hmm…“ 

So oder so ähnlich laufen wohl recht viele Gespräche Ende Dezember ab, wenn Leute ein wenig Zeit zum Smalltalk, Nachdenken und Nostalgie haben. Aber seien wir ganz ehrlich: „Ganz gut“ haut keinen vom Hocker. „Ganz gut“ übt auf einen Gesprächspartner so viel Faszination aus wie eine Knallerbse in der Silvesternacht. Damit dein Jahresrückblick mehr Sprengkraft hat, hier meine vier Tipps, zuweilen mit einem Augenzwinkern 😉

1.) 🤵 Du bist in keinem Bewerbungsgespräch

Kennt ihr diese Familien-Weihnachtsgrüße und -jahresrückblicke, die manchmal postalisch oder per eMail verschickt werden? Einige Menschen können dieses (zugegeben recht schwierige) Format geschickt bedienen, andere weniger. Letztere zählen minutiös die Etappenerfolge der Kinder, die schönen Urlaube und sonstige Errungenschaften ihrer Musterfamilie auf, versehen mit einem Foto, was sie gleich auch bei Bilddatenbanken als „happy family“-Symbolbild hochladen könnten.

Bitte nicht falsch verstehen: Ich plädiere nicht dafür, nur über Probleme zu reden und Positives auszusparen (siehe Artikel dazu). Aber wie so oft kommt es auf die Motivation an: Will ich meinem Gegenüber beweisen, wie toll mein Leben(slauf) gerade ist? Wie gut ich das Leben meistere? Oder möchte ich andere vorsichtig und taktvoll in das Lebensglück hineinnehmen, welches ich gerade  erlebe? 

2.) 🚧 Baustellen nicht umfahren

tim-collins-B5ox94ZFGgI-unsplash.jpgKaum eine Autobahnfahrt vergeht, ohne dass wir an einer Baustelle vorbeifahren. Sie gehören leider dazu, denn Straßen nutzen sich ab. Ebenso ist es beim Streckenabschnitt „Kalenderjahr“: Irgendeine Baustelle gibt es wohl immer – berufliche Unzufriedenheit, sozialer Stress, Isolation, Gesundheit, mangelnder Schlaf, Finanzen, persönliche Kämpfe um Produktivität, Selbstwert, u.v.m..

Je nach Beziehung und Setting kannst du deinen Gesprächspartner in 1-2 Großbaustellen mit hineinnehmen und erzählen, woran du gerade arbeitest. Vielleicht ist deine Baustelle auch nur abgesperrt, aber keiner arbeitet daran. Dann bist du in guter Gesellschaft, gefühlt sind mindestens 50% der deutschen Baustellen verwaist. Wir sind alle „work in progress“, auch wenn der „progress“  zuweilen ins Stocken gerät. 

3.) 📖 Story time!

Es scheint ein Urinstinkt des Menschen zu sein, die Sehnsucht nach dem großen Narrativ, egal ob am Lagerfeuer, auf der Leinwand oder der Rednerbühne. Wir lieben eine gute Geschichte mit Höhen, Tiefen, Spannungen, Wendepunkten und comic relief. Ich persönlich höre selbst viel lieber Geschichten, als nüchterne listenartige Aufzählungen ohne jegliche Verknüpfung. Nun, sein eigenes komplexes Leben in ein Narrativ zu verpacken, ist keine leichte Aufgabe. 

Aber vielleicht haben sich 2019 zwei-drei spannende oder kuriose Geschichten abgespielt, die erzählenswert und vielleicht sogar repräsentativ für etwas Größeres sind. Wenn ich nach meinem neuen Eheleben gefragt werde, erzähle ich statt generischer Adjektive lieber eine kleine Begebenheit, die einen allgemeinen Gefühlszustand, typische Verhaltensweisen und dergleichen symbolisiert.

4.) 😫😆 Lebendigkeit & Gefühle

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Urlaube. Gerne mit mehr als „schön“ beschreiben. 🙂

Du musst deine Geschichte lebendiger erzählen! Das schreibe ich manchmal unter Klassenarbeiten. Lebendigkeit entsteht häufig durch Details: Gefühle & Gedanken zu einer Situation, Gerüche, Schilderungen von besonderen Erlebnissen, (sinngemäße) Zitate, Perspektivwechsel etc. 

Wenn 2019 beispielsweise ein „schöner“ Urlaub war, dann belass es nicht bei diesem Adjektiv: beschreib, was ihr erlebt habt, wie die Gemeinschaft und die Gespräche waren, wie genau du deinen Urlaubspartner besser kennengelernt hast, was du gelesen hast, welche Menschen ihr getroffen habt, was der Urlaub mit deinen Sorgen gemacht hat, wie du zurückgekommen bist…

Je lauter und kurzlebiger die Gesprächssituation, desto weniger Zeit bleibt für all diese Dinge. Als kommunikationsbegeisterter Mensch möchte ich jedoch einen bescheidenen Beitrag dazu leisten, dass wir uns in Gesprächen nicht ständig in Phrasen und Plattitüden hüllen, sondern unsere Lieben mitnehmen in unser Leben und das neue Jahrzehnt 🙂

Und wir sehnten uns so sehr nach euch, dass wir willig waren, euch nicht nur das Evangelium Gottes mitzuteilen, sondern auch unser Leben, weil ihr uns lieb geworden seid. – 1. Thessalonicher 2,8


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