Ich hatte mich eigentlich entschieden, erst nach meinem finalen Ref-Examen (Ende September) wieder zu bloggen, um mich bis dahin voll auf eben dieses konzentrieren zu können.
Aber das mit der Konzentration ist sowieso so eine Sache. Ich hätte mühelos 10 Blogposts in der Zeit schreiben können, die ich nicht für das Vorbereiten verwendet habe, sondern mit Nachdenken über das Vorbereiten, mit Austauschen über Probleme und Ängste, mit jämmerlichen Ablenkungsversuchen off- und besonders online. Der Versuch, alles beiseite zu räumen – Termine, Verpflichtungen oder eben das Bloggen, um mich nur „auf diese eine wichtige Sache“ zu konzentrieren, scheitert bei mir allzu oft.
Meine größte Ablenkungsquelle sind nicht mal die bösen Medien mit all ihren Benachrichtigungen. Es sind auch nicht die Nachrichten über die neusten Trump-Skandale und die Analysen von Chemnitz und Sachsen. Auch nicht Blogposts über einen gefallenen Pastor im entfernten Amerika und auch nicht eine aufschlussreiche Doku über die Intelligenz von Delphinen. Nein, die größte Ablenkungsquelle bin ich selbst. Meine Weigerung und meine Angst, mich unbequemen Arbeits- und Nachdenkprozessen zu stellen und meine Fantasien über mögliche worst-cases führen dazu, dass ich jede Ablenkungsquelle herzlich willkommen heiße. Ach die Delphine, die haben aber auch ein schönes Leben. Immer so viel springen und spielen. Die müssen kein Examen machen. Aber ich schweife ab. 🐬
Vielleicht wollte ich aber auch erst nach dem Examen wieder einen Post schreiben, um dann hoffentlich eine positive Nachricht verkünden zu können. Gerne erzähle ich entspannt bei einem Cocktail, dass das doch eigentlich alles gar nicht so schwierig war, mit dem Abitur, mit dem Bachelor oder der Master-Arbeit und dann hoffentlich auch mit dem Ref; aber über den mühseligen Weg dorthin rede ich nicht so gerne, vor allem dann nicht, wenn man sich gerade auf diesem befindet. Wir blicken lieber zurück als hinein; hinein in die Ängste, Frustrationen und Spannungen; die mit Ungewissheiten vor wichtigen Prüfungen oft einhergehen.
Umso verlockender erscheint die Freiheit, die hinter ihnen liegen sollen. Aber bei langwierigen akademischen Ausbildungen wie dem Lehramt sind die Freiheiten schneller vorbei, als man auf sie angestoßen hat. Ich weiß es noch, wie ich mich freute: „Das war meine letzte Uni-Klausur – nie wieder lernen, juchhu!“ Oder nach dem Latinum: „Endlich bin ich diese tote und nervige Sprache los!“ (plot twist: später verliebte ich mich übrigens in eine Latein-Studentin). Schließlich: „Die Master-Arbeit weg – nie wieder so lange an so einem doofen Dokument sitzen“ (haha!). Jetzt denke ich mir: Nach dem Ref nie wieder unter so einem krassen Bewertungs- und Prüfungsdruck stehen. Vielleicht wird es so sein, aber vielleicht kommen ja noch Prüfungen anderer Art auf mich zu. Mittlerweile bin ich etwas skeptisch gegenüber dem Gefühl der Erleichterung geworden.
Aber vermutlich ist das meine stetige Lebensaufgabe, die ich immer wieder lernen und üben muss: Druck standhalten, sich Herausforderungen stellen, nicht weglaufen (bzw. wegklicken). Ganz nach der Nike-Philosophie: Just do it. May God help us. And me, especially.
Wahrscheinlich hätte ich in den letzten etwa 45 Minuten, in denen ich diesen Post geschrieben habe, an meinen Entwürfen sitzen sollen. Aber vielleicht war er ja trotzdem zu etwas gut 🙏
„Ach Bassi, das wird schon.“ Das dürft ihr gerne weiter zu mir sagen. Zuversicht kann sich durch Ermutigung einstellen. Vielleicht auch durch vorherige positive Erfahrungen. Vor allem aber wohl durch getane Arbeit und dem Gefühl, sein Bestes gegeben zu haben. Und schließlich durch Gebet und dem Glauben, dass Gott alles in der Hand hat.
Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen und was ihr trinken sollt, noch um euren Leib, was ihr anziehen sollt! Ist nicht das Leben mehr als die Speise und der Leib mehr als die Kleidung?
Seht die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht und ernten nicht, sie sammeln auch nicht in die Scheunen, und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie?
Wer aber von euch kann durch sein Sorgen zu seiner Lebenslänge eine einzige Elle hinzusetzen? – Matthäus 6, 25-27
Entdecke mehr von Frühlingsleben
Subscribe to get the latest posts sent to your email.
Süß!! Du machst das schon bestens !!! Bin aber auch erleichtert wenn du und Luise die Prüfungen hinter euch habt ! Toll beschrieben !! Netter Beitrag ! Waren heute Abend bei Alberts und Lilian zum Spieleabend, war ganz nett und nun müssen wir ins Bettschlaf gut und gesegneten Sonntag dir !! Kussi Mama
Von meinem iPhone gesendet
>
Danke Mama 🙂 Aber verschick die Küsse demnächst lieber per WhatsApp und nicht öffentlich 😀🙈 Euch auch einen gesegneten Sonntag!😇
Pingback: Vom Ersti zum Exti oder: Die Schwierigkeit der „Altersempathie“ – Frühlingsgedanken